Dear Mr. Gressa

Being a close friend of LIK in Uzhgorod I also received many of the news you present on your homepage. Together with some friends we will organize a press-conference next Friday to inform Swiss newspapers about the flood in Transcarpathia and its effects. There were almost no news about it in Switzerland to this day. Enclosed you will find the paper we prepared for the coming event. I'm sorry it's in German. You'll find an other paper annexed, it's an appeal of Ukrainian People's deputees and deals with the ecological backgrounds of the actual disaster.

Feel free to publish these papers on C-RKB homepage.

With my best wishes Urs Fankhauser, Switzerland


Die Opfer der Unwetterkatastrophe in Transkarpatien (Ukraine) benötigen dringend Unterstützung

(fhr) Weitgehend unbemerkt von der schweizerischen Öffentlichkeit hat sich in den letzten drei Wochen im Südwesten der Ukraine eine verheerende Unwetterkatastrophe ereignet. Um das Informationsdefizit in den schweizerischen Medien abzubauen und bei der Koordination anlaufender Hilfeleistungen nach Bedarf mitzuwirken, hat sich unter der Bezeichnung "AG Flutkatastrophe Ukraine" ein schweizerisches Komitee aus KennerInnen der betroffenen Region und Umweltwissenschaftern zusammengefunden. Wir stehen in dauernder Verbindung mit dem unabhängigen Institut "LIK" in der Provinzhauptstadt Uschgorod sowie weiteren Informationsquellen in Transkarpatien.

Jahrhundertflut Bedingt durch Dauerregen entstand ab 5. November in der Region Transkarpatien, insbesondere entlang der Theiss, eine bedrohliche Hochwassersituation. Anfang November war innerhalb von zwei Tagen soviel Regen gefallen, wie normalerweise in anderthalb Monaten. Die anschliessenden Überschwemmungen richteten verheerende Schäden an Siedlungen und Kommunikationen an. Am 7. November wurde Transkarpatien durch Staatspräsident Leonid Kutschma zum Notstandsgebiet erklärt. Erstmals traten mehrere Flüsse in Transkarpatien zur gleichen Zeit über die Ufer, die Pegelstände stiegen um mehrere Meter an. Insgesamt 350 000 Personen, ein Drittel der Bevölkerung in der Region, sind von den Folgen der Überschwemmungen betroffen. Kaum war ein erster Überblick über die Schäden gewonnen und einige Verbindungslinien wieder notdürftig hergerichtet, ereigneten sich ab Mitte Monat gewaltige Erdrutsche und Murgänge. Bisher wurden 20 Ereignisse festgestellt, an über 100 weiteren Orten muss mit Erdrutschen gerechnet werden. Nach Mitteilung des Katastrophenschutz-Ministeriums in Kiew sind mindestens vier Personen unter den Erdmassen begraben worden. Insgesamt sind somit bisher mindestens 21 Personen infolge des verheerenden Unwetters ums Leben gekommen.

Das Ausmass der Sachschäden Viele abgelegene Ortschaften im Katastrophengebiet sind nach wie vor von der Umwelt abgeschnitten. Deshalb kann zur Zeit nur eine sehr provisorische Schätzung der Schäden vorgenommen werden, welche lediglich die durch die Überschwemmungen verursachten Ereignisse berücksichtigt. Eine uns vorliegende Zusammenstellung des unabhängigen Instituts LIK in Uschgorod präsentiert folgende Fakten: Über 150 Ortschaften weisen Flutschäden auf. Insgesamt wurden ca. 35'000 Gebäude beschädigt und über 2400 vollständig zerstört. Viele Strassenabschnitte wurden weggespült, über 250 Brücken beschädigt oder weggerissen. Dutzende von Dörfern sind teilweise seit über 3 Wochen nur per Helikopter erreichbar und ohne Telefonverbindungen sowie Energieversorgung. Die überlebenswichtige Selbstversorgung wurde durch den Verlust von Haustieren und Futtervorräten vielerorts zerstört. Die Flurschäden konnten noch nicht annähernd bilanziert werden.

Gesundheitsgefahren Ein grosses Problem stellt der Wintereinbruch dar. Der Frost wird zweifellos zu weiteren massiven Schäden an durchnässten Bauwerken führen. Kurzfristig noch bedrohlicher sind die Gesundheitsgefahren, welche die betroffene Bevölkerung durch verunreinigtes Trinkwasser und Unterkühlung bedrohen. Über 300 000 Personen wurden bereits ärztlich untersucht, um Infektionsgefahren einzudämmen. Darunter leiden über 5100 Personen an Krankheiten, welche durch verschmutztes Trinkwasser verursacht sind. Bereits traten auch erste Fälle von Ruhr und Diphtherie auf, 362 Menschen müssen wegen Unterkühlung stationär behandelt werden. Die Epidemiegefahr bleibt ein ernstes Problem, da mehr als ein Drittel des Trinkwassers verseucht worden ist. Tausende mussten zeitweilig evakuiert werden, viele von ihnen sind weiterhin notdürftig in öffentlichen Gebäuden untergebracht oder harren trotz der Kälte in ihren beschädigten Häusern aus.

Wie kann kurzfristig geholfen werden Wir möchten mit unserer Informationstätigkeit dazu beitragen, notwendige Hilfeleistungen in der Schweiz zu mobilisieren. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass dies angesichts der kürzlich durchgeführten Kampagne zugunsten der Hurrikanopfer in Zentralamerika schwierig ist. Der ukrainische Staat wird jedoch nicht in der Lage sein, die Schäden mit seinen Mitteln zu beheben, weshalb sich die Regierung mit der Bitte um Unterstützung an die internationale Staatengemeinschaft richtete. Kurzfristig werden zur Überlebenshilfe im angebrochenen Winter vor allem folgende Hilfsgüter benötigt: warme Kleidung und Schuhe, dauerhafte Lebensmittel, Spezialkleidung und -ausrüstung für Rettungskräfte, Trinkwasserfilter, Bautrockner, Medikamente und Desinfektionsmittel. Die AG Flutkatastrophe Ukraine nimmt ab sofort Unterstützungsangebote entgegen und leitet sie an geeignete Hilfswerke und Institutionen weiter.

Mittel- und langfristig erforderliche Massnahmen Angesichts der drohenden Erdrutsche müssen vor der Rückführung der Obdachlosen in ihre Dörfer fundierte Gefahrenanalysen vorgenommen werden. Mittelfristig wird es um den Wiederaufbau der beschädigten Siedlungen und der Infrastruktur gehen, welche nur mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut werden können. Nicht zuletzt könnte die Schweiz einen wichtigen Beitrag zur Ursachenanalyse leisten (Zusammenhang von Waldnutzung und Hochwasser, Raumnutzung und Bautechnik als Faktoren für die entstandenen Schäden) und mit Projekten im Bereich von Hochwasserschutz- und Umweltmanagement zur langfristigen Sicherung der Lebensgrundlagen der Region beitragen. In Zusammenarbeit mit ukrainischen Fachleuten könnte Schweizer Expertenwissen Entscheidendes zur Bewältigung dieser anspruchsvollen Aufgaben beitragen. Die AG Flutkatastrophe Ukraine ruft Personen, Organisationen und Amtsstellen mit Erfahrung in der Bewältigung von Naturkatastrophen zur Mitarbeit auf.

Hinweis: beachten Sie bitte auch den beiliegenden Aufruf ukrainischer Parlamentarier


Translation by Nikki Quinn -

The victims of the bad weather disaster in Transcarpathian Ukraine urgently need support The Swiss people have noticed that a devastating bad weath disaster has occurred in the last three weeks in the southwest of Ukraine. In order to diminish media attention, " AG tide disaster Ukraine " (a Swiss committee from the region) is assisting. The commitee says that they are connected with the independent institute " LIK " in the province capital Uzghorod. Century flood due to continuous rains developed starting from 5 November in the region of Transcarpathia. A threatening flood situation has develped along the Theiss. For two days at the beginning of November, much rain fell. The amount of rain that fell within the two days was same as what would normally fall within one and a half months. The following inundations caused devastating damages to settlements and communications. On 7 November, President Leonid Kuchma stated that Transcarpathia was the distressed area. For the first time several rivers in Transcarpathia rose several meters above their banks at the same time. Altogether 350,000 people, a third of the population in the region, are affected by the consequences of the inundations. A first overview of the damage found that some connecting lines were disconnected, many landslides and mud. So far within 20 events, over 100 places had landslides. According to the Disaster Control Ministry in Kiev, at least four persons were buried underneath the earth's masses. At least 21 persons died due to the devastating tempest. Many remote localities are cut off due to the extensive damage. At this time, only a very provisional estimate of the damage can be made. The independent institute LIK in Uzghorod can only provide the following facts: Over 150 localities have been affected. Altogether approx. 35,000 buildings were damaged and over 2,400 have been destroyed completely. Many roads were rinsed away or damaged. Over 250 bridges were torn away. Dozens of vill ages are without telephone connections or power supply. Only helicopters can get to these villages. Many places have lost domestic animals and fodder supplies. The field damage has not been assessed yet. The beginning of winter brings on many health dangers, which poses a problem. The frost will certainly lead to further substantial damage to buildings. The health dangers include contaminated drinking water and undercooling. Over 300,000 persons were examined medically to ascertain any infection risk. Over 5,100 persons suffer from diseases caused by dirty drinking water. Also, the first cases of Ruhr and Diphtheria has already occurred. 362 humans must be treated due to undercooling. The epidemic remains a serious problem, since more than one third of the drinking water was contaminated. Thousands had to be evacuated temporarily; many of them are housed in public buildings or in their damaged homes. On short notice, we would like to mobilize the necessary assistance in S witzerland. We are conscious of the fact that this is difficult in view of the recent campaign in favor of the hurricane victims in central America. The Ukrainian state will not be able to recover with the current government means. This is why we must ask the international community of states to help us. To survive this winter, we will need the following: warm clothes and shoes, food, special clothes and - equipment for rescue forces, drinking water filters, building dryers, medicines and disinfectants. Any support that is provided will be passed on to the suitable welfare organizations and institutions. First, an analysis of the threatening landslides must be made and the results must be communicated to the homeless people in the villages. Next, the damaged settlements and infrastructure must be reconstructed with international assistance. Not least, Switzerland could help with the cause analysis (connection of trees and flood, space use and civil engineering as factors for the developed damage) and with projects within the range of flood protection and environmental management to the long-term protection of the bases of life of the region. In co-operation with Ukrainian specialists, Swiss expert knowledge is crucial and could contribute to the accomplishment of these fastidious functions. In the aftermath of this tide disaster, Ukraine calls on all persons, organizations and authorities with experience in the accomplishment of natural catastrophes to help.


AN APPEAL OF THE GROUP OF PEOPLE'S DEPUTIES OF UKRAINE

«EMERGENCY ECOLOGICAL SITUATION IN TRANSCARPATHIA, which occurred during the flood, 4-10th of November, and has becoming aggravated and even more dangerous»

On the 17th of November not far from the village of Vil'hivtsy, Tyachiv district, a disastrous displacement occurred. The size of this landslide was more than 30 million m3 with the width of 2 km, height of 200 m and length of 250 m. Some buildings are replaced for 80-100 m down the slide. The landslide is very complicated. The top layer of it has formed 40m deep precipices, which are broken up into blocks every 10-60 meters. All the buildings in the area of this landslide are totally destroyed and cannot be reconstructed. There are victims. The activity of this mass has not stopped yet.

According to the information, given by experts and scientists, in the mountains of Rahiv, Tyachiv and other regions there has been registered activization of 50 other analogous landslides. All this can lead to the total ecological disaster.

According to the data of the Regional Administration of Water Recourses in Transcarpathia during the last 30 years 115 floods occurred, which did damage of more than 460 million grv. to the population and to the national economy of the region. The last natural disaster exceeded by its size all the previous ones taken together.

Ecological disaster acquires the national scale. After felling the ancient forests in the mountains of Transcarpathia 70% of area are young and middle-aged forests, which cannot regulate water in full measure. The statement that natural calamity of Transcarpathia is not an accident, but a strict warning about the next global cataclysm in the Carpathians, is becoming obvious. And the main reason of this disaster is in the indifferent attitude as to the ecology of the Carpathians and to their future. We attract attention of the Supreme Soviet of Ukraine, of the President of Ukraine and the Government of Ukraine to the disastrous violation of the ecological system of the Carpathian region in Ukraine. We insist on the immediate suspension of the forest-felling in the Carpathians, on taking measures as to the avoiding the damage from the land sliding, which has become the regional threat.

People's Deputies of Ukraine:

V.Zherdyts'kyj (People's Democratic Party)

Roman Shmidt (Ruh)

Pylyp Buzhdyghan (Communist Party of Ukraine)

Eduard Kretch (Ruh)

Myhailo Kovatch (Independent)

Volodymyr Kafors'kyj (People's Democratic Party)

Georgij Philiptchuk (Ruh)

Vasyl' Shepa (People's Democratic Party)

Ivan Myghovytch (Communist Party of Ukraine)